Im Glanz der Rose von Sitamun (Weil ich ohne dich nicht leben kann) ================================================================================ Kapitel 25: Für den Moment -------------------------- Die vertraute Stimme, die unser Gespräch, unser stummes, durchbrach, hüllt sich in Schweigen, erklingt nicht noch einmal, sondern wartet geduldig, bis ihr die Aufmerksamkeit, die sie verlangt, geschenkt wird. Er ist gekommen. „Das heißt, er hat doch nicht das getan, nachdem ich verlangte?“ „Jemanden eine Lüge zu erzählen, die die Wahrheit versteckt, die andere nicht hören wollen, macht das Leben immer einfacher.“ Er lacht leise. „Du sprichst aus Erfahrung, nicht wahr?“ Eine einfache Frage, ihre Stellung möglich mit einfachem logischen Denken. Ich glaube nicht, dass er im Geringsten an mir interessiert ist. Das einzige, was zählt, ist er. Ich nicke. „Und sag mir doch, Sakura, warum lügt er? Warum ist es nicht die Wahrheit, die er erzählte? Warum hat der kleine Bruder nicht auf seinen großen gehört, wo er doch nur sein bestes und ihn beschützen wollte?“ „Manchmal reagieren kleine Brüder nur aus Trotz, weil sie nicht das tun wollen, was von ihnen verlangt wird und …“ „Und?“ „Und irgendwann wird selbst der kleine Bruder erwachsen, da kann der große nichts gegen machen.“ Ein Lächeln auf seinen Lippen. Er betrachtet die Kette um meinen Hals noch eine Weile, öffnet das Medaillon, sieht die Worte nicht, aber weiß, dass sie dort stehen. Sein Lächeln verblasst nicht. Ist es nunmehr ironisch? Fast gar zynisch gegenüber seinem kleinen Bruder? Doch der schweigt weiterhin. Er lässt meine Kette los. Ich weiß es nicht. „Was hast du mit deiner gemacht?“, unterbricht die Stimme erneut die Stille. Das Gespräch des Bruders mit mir ist beendet; es ist alles gesagt. Für den Moment. „Sie immer getragen und jeden, der sie mir nehmen wollte, umgebracht.“ Er klingt dabei so kalt, gleichgültig, in Gedanken dabei an jene denkend, die es versuchten. Mit geschickten Fingern holt er seine Kette unter seinem Mantel hervor und ich sehe die feinen Glieder im Mondlicht schimmern. Das Gold wirkt leicht silbrig. An ihr der Anhänger. Er öffnet ihn, blickt hinein. „In Liebe, dein Bruder Sasuke“, liest er vor und seine Stimme hat einen weichen Ton angenommen, seine Augen, die ich nicht sehen kann, haben sicherlich diese Mordlust, diesen Hass, verloren. Für einen Moment. Die Kette verschwindet wieder unter dem Mantel der Organisation, der er sich anschloss. Akatsuki. Die Fehde mit seinem eigenen kleinen Bruder. Ob er auf eigenen Willen handelt oder in ihrem Interesse? Agiert er gegen ihre Befehle oder lässt sie ihn einfach gewähren? Ich weiß nicht sehr viel über sie, nur das Bisschen, das ich mir aneignete, als Naruto mit Jiraiya-sama für zweieinhalb Jahre unterwegs war. Seitdem sind viele Mitglieder von ihr gestorben, größtenteils durch die Hand von Ninjas aus unserem Dorf, aber auf das begrenzt sich mein Wissen auch schon. Grenzen, die viel zu früh gezogen wurden. Erweiterung noch nicht möglich. Ihre Pläne und Absichten kennt keiner. Wüsste Tsunade von ihnen, hätte sie mir garantiert davon erzählt. Da bin ich mir sicher. Ich sehe zu Sasuke. Sein Blick ist undefinierbar; ich weiß nicht, was er bei den Worten seines Bruders fühlt. Sollte ich es? Stimmt es immer noch? Er sagte mir, er weiß es nicht. Weiß er denn jetzt, ob er für seinen Bruder immer noch dasselbe empfindet? Dasselbe von wann? Hasst oder liebt er ihn? „Sag mir doch, Sasuke, hast du deinen besten Freund verraten und getötet?“ „Du bist ihm bereits mehrere Male über den Weg gelaufen. Du kennst die Antwort.“ „Naruto, mh? Ja, in der Tat. Er lebt noch.“ „Und, mein Bruder, hasst du mich?“ Ich sehe von Sasuke nicht mehr als seine Silhouette. Das helle Licht hinter ihm lässt mich nichts weiter erkennen als das Strahlen seiner Augen. Der Rest ist schwarz. Wie fühlt er sich? „Damals, als mein Partner und ich auf der Suche nach dem Gefäß des Neunschwänzigen Fuchsungeheuers waren und wir – du und ich – aufeinander trafen, da sah ich unglaublichen Hass in dir für mich. Genau der, den ich in deinen Augen sehen wollte. Wo ist er jetzt?“ „Damals … hatte ich deinen Brief noch nicht gefunden und gelesen …“ Itachi lacht, geht auf ihn zu, stellt sich neben ihn, blickt auf zu dem dunklen Himmel. Schneeflocken fallen auf sein Gesicht. „Dann bist du doch schneller gewesen, als ich es dir zugetraut hätte.“ Es scheint, als würde er den kalten Kuss genießen. Er schließt seine Augen, entspannt sich und doch sieht es für mich so aus, als würde jeder Muskel in seinem Körper bereit sein, sich zu verteidigen, sobald Sasuke angreifen würde. Als hätte er meine Gedanken gelesen, sehe ich unter seinem Mantel eine Bewegung, eine Hand, die ein Kunai hält. Das Metall schimmert schwach im silbernen Licht. Die Blicke der beiden treffen sich. Diese beiden ungewöhnlichen Paare roter Augen, die wie Rosen wirken, stolz und wunderschön und gefährlich zugleich. Ein bezaubernder Anblick … „Damals verstand ich noch nicht …“ Er, der außergewöhnliche Bruder, wendet sich wieder mir zu, sieht mich an und das Kunai verschwindet aus meinem Sichtfeld. Ich habe keine Angst, dass er mich angreifen wird. Er wird nicht. Garantiert. „Was glaubst du?“ Ich weiß nicht, ob seine Frage ernst gemeint ist, oder ob er sich nur über Sasuke lustig machen will, weil er mich mit einbezieht, aber dennoch wartet er auf eine Antwort von mir. Als hätte er alle Zeit der Welt. „Wie könnte er dich hassen, wenn du ihm demütig deine Liebe vor die Füße legtest? Und das machst du jetzt immer noch.“ „Woher willst du das wissen?“ „Ich habe deinen Brief gelesen, schon vergessen? Außerdem …“ Ich beende den Satz nicht sofort. Schmerz breitet sich in mir aus und ich habe eine Vermutung, von der ich nicht möchte, dass sie sich gerade jetzt bewahrheitet. Das kann sie nicht. Unpassend … Ich beiße die Zähne zusammen, lasse den Kopf für einen Augenblick sinken und versuche, diesen Schmerz zu ignorieren, ich nicht weiter zu beachten. Nicht jetzt. Bitte. Als ich wieder aufblicke, steht Sasuke neben mir, kniet vor mir, befreit meine Hände und hält sie in den seinen. Wofür fesselte mich Itachi überhaupt, wenn er nichts tat, als sein Bruder mich befreite? Vielleicht gerade deswegen … Der sanfte Druck seiner Hände beruhigt mich ein wenig und der Schmerz verklingt langsam. „Außerdem … ist dir nicht aufgefallen, dass du die Zügel des Rosses, auf das du Sasuke setztest, nie losgelassen hast? Du hast einfach nur das Licht gelöscht, das euch euren Weg durch die Dunkelheit zeigte …“ Die Blicke der beiden Männer, die gerade noch auf mir hingen, treffen sich und auf einmal sind Sasukes Augen wieder von diesem dunklen Grün. Der Druck seiner Hände verstärkt sich, als könnte er so seine Gefühle unterdrücken. Itachi reagiert ähnlich. Auch sein Sharingan verschwindet. Er sagt nichts, während Sasuke mich von dem Stuhl aufhebt und ins Schlafzimmer seiner Eltern trägt, in den Raum, in den wir zusammen übernachteten, als ich die Lüge wieder eine Lüge werden ließ. Meine Augen sind erneut geschlossen und ich öffne sie erst wieder, als ich das Schnippen eines Feuerzeuges höre, das Kerzen anzündet. Ich sehe ihn nicht, weil Sasuke, der neben mir auf dem Bett sitzt, ihn verdeckt, aber ich spüre, dass Itachi auch hier ist. Höre das leise Rascheln seines Mantels, den er auszieht und aufs Bett wirft, setzt sich auf die Couch an der Wand, blickt aus dem Fenster. „Nicht losgelassen, ja?“ Sasukes Stimme ist nachdenklich. Nicht traurig, nicht wütend, nicht zornig und nicht verbittert. „Sie hat Recht.“ Und sein Bruder klingt nicht anders. „Es gab sie.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)