Im Glanz der Rose von Sitamun (Weil ich ohne dich nicht leben kann) ================================================================================ Kapitel 26: Seit dem vermisse ich dein Lachen --------------------------------------------- Es begann mit einen kalten und dunklen Abend, das Ende des Jahres näherte sich. Unsere Eltern waren nicht da, was zu dieser Zeit aber nichts ungewöhnliches war. Zu diesem Zeitpunkt lag Vater noch nicht viel daran, uns zu trennen. Du hast zwar schon als Ninja gearbeitet, konntest dieses Mal aber zu Hause bleiben. Musstest zu Hause bleiben. Auf deinen kleinen, sechsjährigen Bruder aufpassen. An diesem Abend fiel kein Schnee und es regnete. Ich hatte dich seit wir unsere Eltern verabschiedet hatten noch nicht wieder gesehen. Du warst in deinem Zimmer, darauf hoffend, dass ich es schaffen würde, mich irgendwie alleine zu beschäftigen und du erst dann dort herauskommen müsstest, wenn es Zeit für das Abendessen war, dessen Zubereitung dir Mutter immer und immer wieder eingetrichtert hatte. Ich war damals noch klein und du warst für mich einfach nur der große, unglaublich schlaue Bruder, auf den alle so unfassbar stolz waren, dennoch erkannte ich, dass du bereits ziemlich von dem angenervt warst, was Mutter dir erzählte. Ich hatte mich ein wenig davor gefürchtet, dass du sie in all deiner Wut einfach verletzen würdest – immerhin warst du doch so unglaublich toll – und ich war sehr erleichtert, als unsere Eltern dann gingen und nur du und ich übrig blieben. Du sie vielleicht einen erbosten Blick gedachtest, dich dann aber umdrehtest und in dein Zimmer verschwandest. Ich folgte dir zurück ins Haus, setzte mich aber nicht in mein Zimmer, sondern ins Wohnzimmer und dachte über dich nach. Es waren nur die Gedanken eines kleinen Jungen und ich kann mich nicht einmal mehr richtig daran erinnern, aber ich glaube, ich hatte zum ersten Mal ein wenig Angst vor dir gehabt, weil du unsere Eltern, die Menschen, die uns zur Welt brachten, so böse angesehen hattest. Ich dachte darüber nach, warum du sie so angesehen hattest – sie hatten es mit dir doch bisher immer nur gut gemeint. Die Schiebetüren des Wohnzimmers stehen offen, weil ich mir ansehen wollte, wie der Wind das Wasser in dem kleinen Teich vor dem Wohnzimmer bewegte. Ich verglich es immer mit dir und das Spiegelbild der Rosen, die direkt neben dem Teich wuchsen und in ihrer Blütezeit im Wasser deutlich zu erkennen waren, war für mich mehr und mehr deine Position im Clan. Damals verstand ich das noch nicht. Und damals hörte ich dich auch nicht kommen, als du ins Zimmer rein kamst, und ich spürte dich auch nicht, als du einfach für eine Weile hinter mir standest und nichts sagtest. Erst als du meinen Namen nanntest, schrak ich zusammen und drehte mich zu dir um. Auf deinen Lippen ein Lächeln. Triumphierend, glaube ich. Auch, wenn ich nicht weiß warum. Du kannst damals unmöglich schon die Gedanken gehegt haben, die dich schließlich dazu verleiteten, jene Tat zu begehen. Du setztest dich neben mich. „Warum hast du die Türen auf? Ist dir nicht kalt?“ Das war mir gar nicht aufgefallen bis zu dem Zeitpunkt, an dem du es aussprachst. Deine Stimme, kalt wie der Abend draußen, und eine Gänsehaut jagte mir über den Körper. Vielleicht weniger wegen der Kälte und viel mehr wegen dir. Schon wieder lächeltest du auf diese undefinierbare Art. „Nein.“ Die Tatsache, dass du um meine Lüge wusstest, ließ dich den Kopf schütteln, dein Arm streckte sich nach mir aus und zog mich zu dich ran. Ich saß zwischen deinen Beinen, mit dem Rücken an deine Brust gelehnt, gabst mir so die Wärme, die ich offensichtlich nicht hatte. „Itachi?“ „Du hast gelogen, Sasuke.“ Für einen Augenblick sehe ich mit großen Augen zu dir hoch, überrascht, dass du von etwas wusstest, dass ich dir nicht gesagt hatte. Du als mein großer Bruder warst schon immer ein Geheimnis für mich, ein wandelndes Rätsel, das ich nie zu lösen erhoffte. Dein Blick war sanft, liebevoll, so, wie ich ihn selten gesehen hatte, und ich erwiderte seinen Blick genauso. Ich spürte deine Finger mit der Kette um meinen Hals spielen, wie sie jedes einzelne feine Glied von ihr zu erspüren schienen und letztendlich das Medaillon hervorzogen, es aber nicht öffneten. „Itachi?“ „Mh?“ „Magst du unsere Eltern eigentlich?“ Der weiche Ausdruck in deinen Augen verlor sich wieder und jetzt konnte ich zum ersten Mal nicht einmal mehr erahnen, was in deinen Augen stand. Doch dann fingst du an zu lachen und deine Arme schlossen sich fester um mich, du senktest deinen Kopf und drücktest ihn gegen den meinen. Dein Lachen war nicht erloschen. „Wie kommst du denn auf die Frage?“ Ich schüttelte einfach nur den Kopf, sagte damit, dass ich es nicht wüsste. Doch diese eine kleine Frage, die eigentlich eher ein unausgesprochener Gedanke bleiben sollte, schien das Eis zwischen dir und mir an diesem Abend gebrochen zu haben. Du wichst nicht ein einziges Mal mehr von meiner Seite, was zum Teil auch daran lag, dass ich dich nicht mehr losließ und dir, selbst wenn du nur in die Küche gingst, um uns eine Kleinigkeit zu essen zu holen und danach sofort zurückkamst, überallhin folgte. An diesem Abend warst du mehr denn je mein Bruder, mit dem ich sogar lachen konnte und ich war glücklicher als je zuvor, mit dir zusammen zu sein. Ich hatte den anderen Kindern meines Alters immer dabei zugehört, wie sie davon sprachen, dass sie mit ihren älteren Brüdern irgendwelche Spiele gespielt hätten, die sie aus irgendeiner verstaubten Kiste geholt hätten. Doch wir beide, du und ich, wir haben einfach nur geredet, als wären wir bereits zehn Jahre älter, und wir lachten. Und als es an diesem ersten Abend endlich Zeit war, ins Bett zu gehen, trennten wir uns nicht und du tatest nichts anderes als glücklich zu lächeln, als ich dir schweigend, weil ich so müde war, in dein Zimmer folgte. Deine Hände waren warm, als sie mir ein Oberteil von einen deiner Schlafanzüge überzogen; es reichte mir bis zu den Knien. Wir legten uns in dein Bett und ich schlief sicher in deinen Armen schnell ein. Es folgten die Weihnachtstage und selbst dann waren wir nicht voneinander zu trennen, selbst als unsere Eltern bereits zurückgekehrt waren. Du hattest auf meine Frage, ob du unsere Eltern mögen würdest, nicht geantwortet, und die Tatsache, dass du schwiegst, sagte mir Jahre später, als ich anfing zu verstehen, dass dein Schweigen alles gesagt hatte und du meine Frage verneint hattest. Zu diesem Zeitpunkt verstand ich auch, dass dein Lächeln nur wegen ihrer Anwesenheit verblasste und kaum waren wir erneut alleine, flammte es wieder auf und du umarmtest mich wieder liebevoll und immer öfters öffnetest du das Medaillon an meiner Kette, betrachtetest die Worte darin. „In Liebe, dein Bruder Itachi“ In diesen paar Tagen, in denen wir von einander nicht zu trennen waren, begann ich dein Lachen zu lieben, es zu missen, wenn du es nicht tatest, lachen. Ich hörte es nie wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)